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Sind Videospiele gesund? Vielleicht schon

Jungen, die regelmäßig Videospiele spielen, leiden seltener unter Depressionen. Das legt zumindest eine in der Zeitschrift Psychological Medicine veröffentlichte Studie nahe.

Die tägliche Medienzeit von Kindern ist für Eltern ein ständiger Anlass zur Sorge. Wie viel Zeit vor elektronischen Geräten ist zu viel? So Sorge der Eltern bezieht sich aber eher darauf, dass ihr Kind zu lange spielen könnte. Möglicherweise kann man aber auch zu wenig Zeit mit Videospielen verbringen.

Spiele hui, soziale Netzwerke pfui

Leider haben nicht alle Arten von Bildschirmzeit die gleichen Auswirkungen auf die Psyche junger Menschen. Aus derselben Studie geht hervor, dass die regelmäßige Nutzung soziale Medien die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Depression zu leiden. Allerdings ist unklar, was hier Ursache und was Wirkung ist.

Interessant ist auch, dass Jungen stärker zu profitieren scheinen als Mädchen, vor allem weil letztere mehr Zeit mit sozialen Medien verbringen, Jungen dagegen mit Videospielen. Die Ergebnisse zeigen, dass Mädchen, die ab dem Alter von 11 Jahren täglich soziale Medien nutzen, drei Jahre später mit höherer Wahrscheinlichkeit psychische Probleme haben. Jungen hingegen litten nicht unter denselben Auswirkungen der digitalen Medien, insbesondere wenn sie weniger körperlich aktiv sind. Weil die Kinder erst viel spielten und dann depressiv wurden, spricht vieles dafür, dass die Depression ein Ergebnis der Zeit vor dem Bildschirm ist und nicht umgekehrt, auch wenn es dafür natürlich keine Garantie gibt.

Warum sind Videospiele gesund?

Für die gesundheitsfördernde Wirkung gibt es auch eine plausible Erklärung. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die sozialen und problemlösenden Funktionen von Videospielen die geistige Gesundheit von Jungen fördern können. Die digitale Unterhaltung ist in den letzten zehn Jahren immer beliebter geworden. In vielen Ländern verbringen Kinder mehrere Stunden pro Tag im Internet, auf Smartphones oder mit Videospielen.

Dem Bericht zufolge profitierten 11-jährige Jungen, die sich nicht regelmäßig bewegten, geistig vom regelmäßigen Spielen von Videospielen. Im Durchschnitt gingen ihre depressiven Symptome um 24 Prozent zurück, verglichen mit Jungen, die nur einmal im Monat spielten.

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Frühere Studien haben vor der potenziellen Gefahr einer Abhängigkeit von Online-Medien gewarnt, hauptsächlich, wenn es sich um Kinder handelt. Bisher gab es jedoch nur wenige Studien, die sich mit den verschiedenen Arten von Bildschirmzeit befassten und deren Auswirkungen auf die Geschlechter verglichen.

„Bildschirme ermöglichen es uns, einer Vielzahl von Aktivitäten nachzugehen“, sagt der Hauptautor und Doktorand Aaron Kandola in einer Mitteilung der Universität. „Richtlinien und Empfehlungen zur Bildschirmzeit sollten auf unserem Verständnis darüber beruhen, wie diese verschiedenen Aktivitäten die psychische Gesundheit beeinflussen können und ob dieser Einfluss sinnvoll ist.“

Videospiele als Kontaktknüpfer

Die Forscher analysierten die Daten von 11.341 Teenagern, die zwischen 2000 und 2002 im Vereinigten Königreich geboren wurden. Im Alter von 11 Jahren fragten die Forscher die Studienteilnehmer, wie viel Zeit sie täglich mit sozialen Medien, Videospielen oder dem Surfen im Internet verbringen. Drei Jahre später beantwortete die Gruppe Fragen zu depressiven Symptomen, wie z. B. schlechte Laune, Verlust der Freude und Konzentrationsschwäche. Das Team berücksichtigte auch andere Faktoren, die die psychische Gesundheit beeinflussen können. Dazu gehören der sozioökonomische Status, das Maß an körperlicher Aktivität, Berichte über Mobbing und frühere emotionale Traumata.

Dem Bericht zufolge profitierten 11-jährige Jungen, die sich nicht regelmäßig bewegten, geistig vom regelmäßigen Spielen von Videospielen. Im Durchschnitt gingen ihre depressiven Symptome um 24 Prozent zurück, verglichen mit Jungen, die nur einmal im Monat spielten.

Die Studienautoren glauben, dass weniger aktive Jungen möglicherweise mehr Freude an ihren Spielen haben und mehr von der sozialen Online-Interaktion profitieren als Kinder, die regelmäßig draußen spielen.

Was ist die ideale Bildschirmzeit

„Unsere Forschung deutet auf mögliche Vorteile der Bildschirmzeit hin“, so Dr. Hallgren vom Forschungsteam. „Dennoch sollten wir junge Menschen ermutigen, sich körperlich zu betätigen und längere Sitzphasen durch leichte körperliche Aktivitäten zu unterbrechen.“ Gerade für Männer und Jungen ist Bewegung wichtig. Die Frage ist also nicht „Sport oder Videospiele“, sondern das richtige Verhältnis. Tatsächlich ist zu viel Sport gar nicht mehr so gut für die Gesundheit.

Vor allem aber scheinen Videospiele für jene Jungen wichtig, die keinen Spaß am Sport haben. Sie finden dort etwas, was sie in der Schule häufig nicht erleben, nämlich Wettbewerb und Erfolgserlebnisse. Daher ist die Frage nach der idealen Bildschirmzeit schwierig und nur individuell beantwortbar. Allerdings sollten Kindern genug Zeit für die Schule, Tätigkeiten im Haushalt, Sport und Freunde blieben. Mehrere Stunden vor dem Bildschirm am Tag sind also zu viel.

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