Nahrungsergänzungsmittel boomen – doch der Nutzen ist teilweise fraglich

Im Jahr 2020 wurden nach Informationen des Statistischen Bundesamtes rund 180.200 Tonnen Nahrungsergänzungsmittel hergestellt, ein Plus von 11,0 Prozent zum Vorjahr. Der Produktionswert stieg wegen höherer Preise sogar um fast ein Viertel, nämlich 23,4 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. In die Kategorie „Nahrungsergänzungsmittel“ fallen zahlreiche unterschiedliche Produkte, die Palette reicht von Calcium- oder Magnesium-Brausetabletten über eiweißhaltige Trinknahrung und Johanniskrautdragees bis zu Kieselerde und Zink-Hefe-Kapseln.

Die Zahl der Produktionsbetriebe stieg ebenfalls, von 52 auf 56. Weil Nahrungsergänzungsmittel erst seit 2019 gesondert erfasst werden, sind keine längeren Zeitreihen möglich. Man darf aber davon ausgehen, dass Produktion und Konsum auch langfristig stark zugenommen haben.

Absatz in den Wintermonaten erhöht 

Typischerweise steigt die Produktion in den Wintermonaten an, im letzten Quartal 2020 lag sie mit rund 47.100 Tonnen im Wert von 293,3 Millionen Euro nicht nur deutlich höher als im entsprechenden Vorjahresquartal (41.900 Tonnen), sondern auch deutlich über den drei vorangegangenen Quartalen. Im 2. und 3. Quartal war die Produktion zunächst wieder etwas gefallen, nachdem Sie im ersten Quartal 2020 bereits bei 45.100 Tonnen gelegen hatte.

Grundsätzlich sind Vitaminpräparate für einen gesunden Menschen überflüssig. Unser Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen ist durch eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung ausreichend gedeckt.

Nutzen und Risiko von Nahrungsergänzungsmitteln, Information des Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Zwar wird von der Statistik nur die Produktion und nicht der Verbrauch erfasst, die Betriebe reagieren aber recht kurzfristig auf die Nachfrage des Handels, sodass die Statistik auch den Verbrauch gut abbildet. Die höhere Nachfrage im 1. und 4. Quartal liegt vor allem an der Nachfrage nach Produkten, die im Winter das Immunsystem stärken sollen wie Vitamin-Kapseln oder Zink-Tabletten. Corona könnte den Absatz zusätzlich angeschoben haben.

Wirkung oft fraglich

Ob die Präparate aber wirklich Erkältungen vorbeugen ist umstritten. Das gilt vor allem dann, wenn über den regelmäßigen Konsum von Obst und über ausreichend Bewegung bereits das Immunsystem gestärkt wird.

Auch andere Nahrungsergänzungsmittel sind unnötig, wenn die Ernährung ausreichend vielfältig ist. Das Bundeszentrum für Ernährung rät, Gemüse, Obst und Getreide häufig und reichlich zu essen. Tierische Lebensmittel wie Fisch, Fleisch und Wurst, aber auch Milchprodukte sollen zwar regelmäßig, jedoch in Maßen konsumiert werden.

Andere Nahrungsergänzungsmittel haben dagegen einen belegten Nutzen. Beispielsweise stellt die Stiftung Warentest fest, dass Johanniskraut-Präparate bei einer leichten Depression helfen können.

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