Mut zum Männerschnupfen!
Ich bin erkältet. Wer als Mann erkältet ist, der wird schnell mit dem hämischen Kommentar: „Na, Männerschnupfen?“, bedacht. Statt mich darüber aufzuregen, habe ich eine neue Strategie entwickelt. Sie heißt „Mut zum Männerschnupfen“.
Was ist „Männerschnupfen“?
Was bedeutet eigentlich „Männerschnupfen“? Gemeint ist damit, dass Männer schon auf leichte Erkältungen angeblich total wehleidig reagieren würden. So gesehen ist der Begriff eine ziemliche Gemeinheit. Ich erinnere mich, wie ich mich vor einigen Jahren mit heftigen Kopfschmerzen auf eine Tanzveranstaltung meiner Tochter schleppte. Ich sah wohl ziemlich wehleidig aus, weshalb einer der Veranstalter zu mir kam und lustig sein wollte, als er fragte: „Na, Männerschnupfen?“
Stellen wir uns mal kurz den umgekehrten Fall vor, einer Frau mit Kopfschmerzen wird eine ähnliche Frage gestellt. Man mag sich die Reaktion gar nicht vorstellen.
Warum das Gerede vom Männerschnupfen nicht nur nervt
Solche blöden Kommentare braucht niemand, schon gar nicht, wenn er Kopfschmerzen hat oder eine Erkältung. Die Aussage ist aber noch aus einem anderen Grund ärgerlich. Männer kümmern sich zu wenig um ihre Gesundheit. Frauen nehmen das Thema deutlich ernster. Das hat mehrere Gründe. Einer sich sicher, dass Frauen schon in jungen Jahren von ihren Eltern zur Frauenärztin geschickt werden. Die regelmäßigen Untersuchungen schaffen ein Bewusstsein für die Anfälligkeit des Körpers, die Männern fehlt. Obwohl Hodenkrebs bei jungen Männern die häufigste Krebsart ist und sich die Fallzahlen in den vergangenen Jahren verdoppelt haben, gibt es bisher keine Hodenkrebsfrüherkennung. Immerhin hat die Techniker Krankenkasse jetzt mit einer ungewöhnlichen Werbeaktion auf das Thema Hodenkrebs aufmerksam gemacht.
Ein zweiter Grund für das größere Gesundheitsbewusstsein von Frauen ist, dass sie stärker nach ihrem Aussehen und damit ihrem Körper bewertet werden als Männer, deren Attraktivität stärker von ihrer beruflichen Position abhängt. Wobei sich da erfreulicherweise einiges zu ändern scheint.
Vor allem aber haben viele Männer das Gefühl, sie müssten hart sein und dürften nicht jammern. Das hält sie vom Arzt fern. Und genau dieses Gefühl verstärkt das Gerede vom Männerschnupfen noch. Deshalb ist es nicht nur nervig, sondern potenziell tödlich.
Leiden Männer mehr?
Dass Männer in Sachen Erkältung als wehleidiger gelten als Frauen, hat zwei Gründe. Der eine ist die Tatsache, dass sie tatsächlich stärker an Erkältungen leiden. Nicht, weil wir wehleidiger wären, sondern weil Frauen ein tendenziell stärkeres Immunsystem haben. Beispielsweise reduziert Testosteron die Wirksamkeit der Immunantwort.
Hinzu kommt aber auch, dass ein leidender Mann anders wahrgenommen wird als eine leidende Frau. Er gilt als schwach, unmännlich und damit als lächerlich. Daher ist es auch erlaubt, Witze über ihn zu machen.
Wie reagieren?
Wir Männer sollten daher mehr Mut zum Männerschnupfen haben. Die Behauptung, Männer seien einfach wehleidiger, wird durch viele Untersuchungen in Zweifel gezogen. Zweifellos müssen Frauen bei der Geburt wahnsinnige Schmerzen ertragen, allgemein schmerzunempfindlicher sind sie nicht.
Ich habe mir deshalb angewöhnt, auf solche dummen Kommentare zu reagieren, indem ich die obigen Sachverhalte erkläre. Und außerdem überlege ich ernsthaft, ob ich mir bei TShirt-Druck24 ein T-Shirt mit dem Slogan „Mut zum Männerschnupfen“ drucken lasse. Ich bin mir allerdings nicht wirklich sicher, ob das auch richtig verstanden wird.