
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben häufigste Todesursache
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit die häufigste Todesursache, gefolgt von Krebs. Weitere häufige Todesursachen sind chronische Atemwegserkrankungen, Krankheiten der Verdauungsorgane und Krankheiten der unteren Atemwege. Zählt man die beiden hier genannten Formen der Atemwegserkrankungen zusammen, übertreffen sie die Zahl der Todesfälle sogar. Allerdings sagt die Statistik nicht, in welchem Alter die Personen gestorben sind.
Herzinfarkt statt Durchfall
Weltweit sterben immer mehr Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das ist ein gutes Zeichen, denn es ist nicht die Folge von Stress oder Umweltgiften, sondern einer längeren Lebenserwartung. Besonders deutlich wird das bei einem Blick auf die Länder der unteren Einkommensgruppe wie Malawi oder Haiti. 1990 waren dort Durchfallerkrankungen die wichtigste Todesursache. Deren Anteil an den Todesfällen in „Low Income Countries“ sank allerdings von 12,3 Prozent im Jahr 1990 auf 7,3 Prozent im Jahr 2019. Entsprechend wurden auch dort Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs die wichtigsten Todesfälle.

Die Entwicklung der weltweiten Todesfälle ist dabei in erster Linie durch die längere Lebenserwartung geprägt. Ein Umstand, der bei Todesfall-Statistiken häufig übersehen wird: Die moderne Medizin und (noch mehr) Hygiene verhindert nicht, dass Menschen sterben, sondern sorgt dafür, dass sie später sterben. Wenn eine Art von Todesfällen sinkt, steigt die andere damit natürlich. Zumal wir hier Prozentwerte betrachten und die am Ende immer 100 Prozent ergeben.
Dieser Umstand wird oft übersehen und führt beispielsweise auch zur Behauptung, Frauen seien anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer, obwohl deren Sterbewahrscheinlichkeit bei gleichem Alter nach Daten der US-amerikanischen Center for Desease Control (CDC – US-Gesundheitsämter) bei gleichem Alter 60 Prozent höher ist. Doch das, was wir umgangssprachlich „Altersschwäche“ nennen, läuft oft unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Genauso müssen wir auch hier bei der Interpretation vorsichtig sein. Dass in Deutschland ein höherer Anteil an Tumoren stirbt, ist vor allem eine Folge der längeren Lebenserwartung. In Somalia gibt es weniger Krebsfälle, weil die Menschen oft vorher schon an anderen Krankheiten gestorben sind. So stehen weltweit neonatale Erkrankungen (Erkrankungen bei Neugeborenen) an sechster Stelle bei den Todesfällen (3,5 Prozent). In Deutschland kommen sie kaum vor (0,1 Prozent). Das liegt einerseits an der niedrigen Kindersterblichkeit, aber natürlich auch an der niedrigen Geburtenrate.
Die Situation in Deutschland
In Deutschland sterben lediglich 0,5 Prozent der Menschen an Durchfallerkrankungen. Allerdings ist deren Anteil etwas gestiegen. Das könnte ebenfalls an der höheren Lebenserwartung liegen, denn mit steigendem Alter werden wir anfälliger. Weltweit ist der Anteil dieser Todesursache stark gefallen, vor allem durch bessere Hygiene. In Deutschland sind die Verbesserungen bei der Hygiene dagegen bereits weitgehend ausgeschöpft. Die höhere Zahl der Todesfälle durch mehr alte Menschen übertrifft deshalb den der geringeren Zahl der Todesfälle durch besser Versorgung und Hygiene.

Erstaunlich stark gesunken ist der Anteil der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Möglicherweise hat sich hier die Versorgung stark verbessert. Gestiegen ist dagegen die Zahl der Krebstoten sowie der Alzheimer-Opfer. Alzheimer ist übrigens nach Daten des CDC die einzige unter den häufigen Todesursachen, von denen Frauen bei gleichem Alter häufiger betroffen sind als Männer.
Daneben ist in Deutschland noch der Anteil der Todesfälle durch chronische Nierenerkrankungen gestiegen, nämlich um 2,7 Prozentpunkte von 1,1 auf 3,8 Prozent. Den stärksten Rückgang gab es bei den Verkehrstoten, sie machen nur noch 0,5 statt 1,4 Prozent aus. Da hier oft junge Menschen betroffen sind, dürfte dieser Rückgang auch einen starken Effekt auf die Lebenserwartung haben.