
Gesundes Essen nicht erzwingen
Auch auf Gesund.men betonen wir immer wieder die Bedeutung von gesundem Essen. Allerdings lässt sich ein gesunder Essensstil offenbar nicht erzwingen, zumindest nicht bei Kindern.
Druck verstärkt Ablehnung noch
Gerade bei Kindern liegt es nahe, stark auf gesunde Essen zu achten – und entgegen weit verbreiteter Vorurteile wollen die meisten Eltern das auch. Allerdings legt eine Studie aus Michigan (USA) nahe, dass das nicht immer zum gewünschten Ergebnis führt. Die Forscher erfragten das Essverhalten vom vierten bis zum neunten Lebensjahr, also von Kindern zwischen drei und unter neun Jahren.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Je stärker der Verzehr von gesundem Essen gefordert wurde, desto mäkeliger wurden die Kinder. Allerdings wuchs sich die Mäkeligkeit meistens auch nicht von alleine aus, Kleinkinder blieben auch im Schulalter wählerisch.
Aufatmen können die Eltern dieser Kinder aber insofern, als sehr mäkelige Kinder nur selten übergewichtig sind. Sie haben oft einfach ganz allgemein weniger Appetit.
30 Prozent der Kinder übergewichtig – aber das sagt wenig aus
Übergewicht bleibt nach wie vor ein Problem, auch bei Kindern. Rund 30 Prozent der Kinder gelten als übergewichtig, darunter etwa 6 Prozent als schwer übergewichtig (Adipositas).
Zwischen 1990 und Anfang der 2000er Jahre hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder in Deutschland verdoppelt. Seitdem steigt sie zwar nicht weiter, sinkt aber auch nicht. Oft wird sogar eine Verdoppelung des Übergewichts behauptet, diese These beruht aber auf einer fehlerhaften Aussage in einem viel zitierten Bericht zur Diabetes bei Kindern. Beim Verfassen der Basiserhebung zur KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) wurden nämlich pauschal die 15 Prozent der Kinder mit dem höchsten Body-Maas-Index als übergewichtig definiert worden, die gewichtigsten drei Prozent als adipös (schwer übergewichtig). Aus der Tatsache, dass die Befragungswelle von 2009 bis 2012 rund 30 Prozent der Kinder als übergewichtig und 6 Prozent als adipös definierte, wurde auf eine Verdoppelung geschlossen. Allerdings hatten die Forscher bei der Basiserhebung die Daten des Jahres 1990 als Basis verwendet. Die Erhebung damals brachte ähnliche Werte wie die nächste Befragungswelle rund zehn Jahre später. 1
Wichtiger als die Ernährung dürfte weniger Bewegung sein. Elektronische Medien nehmen mehr Zeit in Anspruch – die dann für andere Aktivitäten fehlt. Außerdem haben Kinder heute weniger Bewegungsfreiheit als noch vor 30 Jahren.
Beide Geschlechter ähnlich betroffen
Während bei Erwachsenen Männer deutlich häufiger übergewichtig sind, trifft das bei Kindern nicht zu. Einen Body-Maas-Index von mehr als 25 (und damit Übergewicht) haben rund 20,5 Prozent der männlichen unter 20-Jährigen und 19,4 Prozent der weiblichen.2
- https://www.kiggs-studie.de/
- Schöne, Lajoy in Welt online, 5.1.2015, abgerufen unter https://www.welt.de/gesundheit/article136029365/Wer-glaubt-Dicke-leben-laenger-der-irrt-gewaltig.html am 31. Juli 2020