Es tut sich was beim Geschlechterverhältnis

Der Männeranteil bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im
Friseurhandwerk ist nach Daten des Statistischen Bundesamtes seit 2012 von 12 Prozent auf 31 Prozent gestiegen. Was das mit Männergesundheit zu tun hat? Eine ganze Menge.

Darum ist das Thema Berufe wichtig

Gefährliche und schmutzige Berufe sind noch immer eine Männerdomäne. Männer ergreifen diese Berufe, um ausreichend Geld für ihre Familie zu verdienen. Das hat Folgen, nach Daten des Center for Male Psychology in Großbritannien waren auf der Insel bei 98 Prozent der tödlichen Arbeitsunfälle die Opfer Männer. Nicht mitgerechnet sind dabei langfristige Schäden. Stress, Staub, chemische Substanzen und körperliche Belastungen führen teilweise zu Langzeitschäden wie Staublungen. Neben biologischen Faktoren dürfte auch das mit ein Grund sein, warum bei gleichem Alter so viel mehr Männer als Frauen an Corona sterben.

Außerdem fördert Zufriedenheit mit dem Beruf auch die psychische Gesundheit. Welchen Anteil diese an der Übersterblichkeit von Männern hat, wird oft unterschätzt, wenn vorschnell biologische Begründungen oder das Argument „selbst schuld“ vorgebracht wird. Es reicht aber ein Blick auf wenigen Daten, um die Bedeutung der Psyche auf die Lebenserwartung zu erfassen. Etwa die hohe Zahl von Selbstmorden bei Männern (rund drei Viertel der erfolgreichen Selbstmorde entfallen auf Männer). Auch zu hoher Alkoholkonsum erklärt einen großen Teil der längeren Lebenserwartung von Frauen – und bekanntlich dienen Alkohol, Schnaps und Bier oft der „Selbsttherapie“

Darum ist die Veränderung ein Fortschritt

Viele Leser werden jetzt einwenden, dass das ungleiche Geschlechterverhältnis in vielen Berufen oft von beiden Geschlechtern gewollt ist und kein Zwang. Wer aber Menschen kennt, der weiß, wie groß deren Bereitschaft ist, sich an der Masse auszurichten. Das bedeutet, es gibt Unterschiede in der Berufswahl von Männern und Frauen, die völlig freiwillig sind. Aber ich glaube auch, dass der Herdentrieb die Unterschiede in der Berufswahl stärker ausfallen lässt als sie eigentlich sein müssten. Deshalb ist es eine gute Nachricht, wenn jetzt mehr Männer Friseur werden oder im Gastgewerbe arbeiten (58 Prozent Männeranteil im Vergleich zu 37 Prozent 10 Jahre zuvor) und mehr Frauen Lkw fahren (10 Prozent Frauenanteil statt 3 Prozent zehn Jahre zuvor).

Vom Wert der dualen Ausbildung

Noch etwas zeigen die Daten: die duale Ausbildung ist wichtig für viele Männer. Rund zwei Drittel der Ausbildungsverträge werden von Männern abgeschlossen. Frauen streben dafür öfter eine universitäre Ausbildung an. Natürlich sollten die Schulen daran arbeiten, dass ähnlich viel Jungen wie Mädchen das Abitur erreichen und studieren. Aktuell ist das nicht der Fall, vermutlich auch, weil Lehrerinnen Jungen bei gleicher Leistung schlechtere Noten geben. Wobei der Unterschied in Deutschland im Vergleich zu den USA vergleichsweise gering ist. Aber solange das nicht umgesetzt ist, ist die duale Ausbildung gerade für Jungen wichtig.

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