Corona-Todesfälle nehmen ab

Angesichts der Diskussion, ob Omikron die Corona-Pandemie verschärfen oder beenden wird, lohnt sich ein Blick auf die Todesfälle. Tatsächlich liegt deren Zahl mit knapp 300 aktuell immer noch hoch, allerdings deutlich niedriger als während der zweiten Welle vor einem Jahr. Auch gegenüber den Vorwochen ist ein Rückgang zu beobachten, während gleichzeitig die Zahl der Fälle (Grafik 3) massiv ansteigt.

Die Zunahme der Todesfälle zum Vortag (oben) ist wegen der großen Schwankungen wenig aussagekräftig. Besser ist der gleitende 7-Tage-Durchschnitt. Auch hier gilt aber, dass es sich bei den Daten nicht um tagesgenau zuordenbare Todesfälle handelt. Oft werden die Fälle erst einige Tage später erfasst, teilweise auch wieder aus der Datenbank entfernt. Die Daten bilden vielmehr die Zunahme der erfassten Todesfälle seit Beginn der Pandemie ab. Ein Wert von 286 am 14. Januar 2022 bedeutet also, dass die bis zu diesem Datum erfassten Todesfälle um 286 höher liegen als am Tag zuvor (115.337 gegenüber 115.051). Diese Menschen können aber auch von vor einigen Tagen verstorben und jetzt erst erfasst worden sein. Außerdem können hinter dem Plus von 286 beispielsweise 287 neue Fälle stehen, wenn gleichzeitig ein an den Vortagen gebuchter Fall sich nicht bestätigte und daher wieder gelöscht wurde.

Vor allem die Großstädte sind aktuell betroffen. Damit unterscheidet sich der Verlauf der Omikron-Pandemie von dem vorhergehenden. In Städten leben die Menschen dichter beieinander. Das könnte die Ausbreitung beschleunigen. Bei bisherigen Varianten hatte die größere Bevölkerungsdichte der Städte wenig Einfluss, denn sie wurden vor allem übertragen, wenn Menschen lange Zeit eng zusammensaßen und nicht wenn in der Stadt zwei Menschen nur kurz nebeneinander gingen.

Allerdings ist in den urbanen Zentren üblicherweise auch die Zahl derer größer, die sich in den letzten Tagen und Wochen im Ausland befunden haben und von dort die neue Omikron-Variante mitbrachten. Gut möglich, dass das Land also bald aufholt.

Bei den Fallzahlen wurde ein neuer Höchstwert erreicht. Der Einbruch in den Tagen zuvor dürfte vor allem auf wenige Testungen zurückzuführen sein. Unklar ist, ob der neue Höchststand teilweise auf Nachholeffekte zurückzuführen ist, weil viele bereits länger bestehende Infektionen jetzt erst erkannt wurden.

Die im Vergleich zum Vorjahr niedrigere Zahl von Todesfällen kann ein Hinweis auf eine geringere Aggressivität der neuen Variante sein, die auch anderweitig schon festgestellt wurde. Zumal die Zahlen Menschen enthalten, die nicht an, sondern mit Corona verstorben sind. Somit würde eine höhere Zahl von Infektionen schon dann zu einer höheren Zahl von Corona-Toten führen, wenn die Zahl der Todesfälle an Corona gleich bleibt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein aus anderen Gründen gestorbener Mensch zusätzlich mit Corona infiziert war, ist dann höher.

Trotzdem kann die niedrigere Zahl von Todesfällen auch andere Gründe haben. Der wichtigste ist, dass viel mehr Menschen geimpft sind. Außerdem sind viele für die Krankheit anfällige Menschen bereits gestorben. Es bleibt spannend.

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