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Brustkrebs bei Männern: selten, aber problematischer

Vor einem verzwickten Problem steht aktuell ein Mann im schwäbischen Günzburg. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, hat der Mann einen Knoten in der Brust und deshalb starke Schmerzen. Er kann deshalb auch kaum noch Dinge heben. Doch die Krankenkasse will nicht zahlen, weil er keine Frau ist.

Nun handelt es sich bei dem Tumor um eine gutartige Wucherung. Das ändert nichts an den Schmerzen des Mannes, aber die Krankheit wird für ihn vermutlich nicht tödlich verlaufen. Das gilt aber nicht für alle Männer.

Vor allem Frauen betroffen

Tatsächlich sind Männer von Brustkrebs deutlich weniger betroffen als Frauen. In Deutschland kommen auf einen an Brustkrebs erkrankten Mann mehr als 100 erkrankte Frauen. Insgesamt erkranken nach Daten des Bayerischen Rundfunks in Deutschland weniger als 700 Männer an Brustkrebs, aber mehr als 70.000 Frauen.

Unklar ist allerdings, wie hoch die Dunkelziffer bei Männern ist. Es gibt keine Vorsorgeuntersuchung für Männer und weil sich Medien und Medizin mit dem Thema kaum befassen, ist auch kein Bewusstsein bei Männern für die Krankheit vorhanden.

Auch die Dunkelziffer ändert aber nichts an dem grundlegenden Umstand, dass das Risiko zu erkranken für Männer deutlich niedriger ist.

Bei Männern ist der Krebs aggressiver

Allerdings ist der Krebs bei Männern dafür deutlich aggressiver. Darauf weisen Daten aus den USA hin. Demnach ist die 5-Jahres-Sterblichkeit um rund 19 Prozent höher. Das bedeutet, dass ein erkrankter Mann mit um 19 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit als eine erkrankte Frau stirbt.

Dabei wurden jene Männer nicht berücksichtigt, bei denen der Krebs zu spät erkannt wurde. Berücksichtigt man, dass aus den oben genannten Gründen die Erkrankung bei Männern deutlich später bemerkt wird, liegt die Übersterblichkeit noch höher.

Wie entsteht Brustkrebs beim Mann?

Die höhere Sterblichkeit von Männern gleicht die höhere Betroffenheit von Frauen nicht annähernd aus, unterm Strich sterben deutlich mehr Frauen als Männer an Brustkrebs. Trotzdem sollten Männer das Problem kennen.

Männer haben ebenfalls Anlagen für Milchgänge und Brustdrüsen. Und auch Männer bilden das Sexualhormon Östrogen. Das braucht der Krebs nämlich zum Wachsen. Insgesamt haben Männer einen niedrigeren Östrogenspiegel als Frauen (und dafür mehr Testosteron), allerdings steigt er bei Männern im Alter oft an (während er bei Frauen im Alter sinkt). Außerdem bilden Fettzellen Östrogen, die Ursache für die berühmte Männerbrust bei Übergewichtigen. Daher sind Übergewichtige von Brustkrebs bei Männern besonders betroffen.

Das Gleiche gilt für transsexuelle Männer, die weibliche Hormone nehmen, um einen weiblichen Körper auszubilden. Männer, die früher einmal Frauen waren, sind ebenfalls betroffen.

Darauf müssen Männer achten

Knoten und Entzündungen in der Brust oder verhärtete Lymphknoten in der Achselhöhle sind auch für Männer ein Grund, zum Arzt zu gehen. Wie das eingangs beschriebene Beispiel aus Günzburg zeigt, ist das aber nicht ganz so einfach. Theoretisch können sich Männer an Brustzentren wenden, das aber erfordert einiges an Überwindung. Zumal ja das Risiko einer tödlichen Erkrankung bei Männern insgesamt deutlich niedriger als bei Frauen ist.

Eine Alternative ist daher der Hausarzt. Möglicherweise ist eine Hausärztin hier sogar die bessere Wahl, weil sie sich im Regelfall mehr mit dem Thema auseinandergesetzt hat.

Die meisten Männer dürften aber dann erst Recht Hemmungen haben, sich mit dem Satz „Ich glaube, ich habe Brustkrebs“ vorzustellen. Zumal die Befürchtung ja oft auch falsch ist, wie wir gesehen haben, ist die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken für Männer klein. Aber man kann das Problem ja ganz neutral als „Schmerzen im Brustbereich“ vorstellen.

Problematisch für Männer sind nicht nur die institutionellen Hürden. Viele haben Angst, für die Diagnose „Brustkrebs“ verspottet zu werden. Aber Menschen zum Reden sind in solchen Situationen wichtig. Wichtig sind deshalb ein oder zwei Vertrauenspersonen, denen man von der Krankheit erzählen kann.

Fazit

Brustkrebs kann auch Männer betreffen. Dann verläuft die Krankheit sogar oft besonders schwer. Einmal scheint sie bei Männern generell stärker zu wirken, zusätzlich sind die Rahmenbedingungen für Männer schlechter. Männer sollten das Risiko kennen, es aber auch nicht überschätzten. Insgesamt versterben relativ wenige Männer an Brustkrebs, andere Krebsarten wie Prostatakrebs sind deutlich gefährlicher (siehe dazu unser Beitrag zum Thema Vorsorgeuntersuchungen bei Männern). Aber auch der Verzicht aufs Rauchen, auf zu viel Alkohol und ausreichend Bewegung sind wichtigere Bausteine für ein langes und gesundes Leben.

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